
Chapter 3: Langkawi Wellness
Stefan • January 21, 2019
sea-2019
Der erste Morgen in Langkawi. Ich stehe früh auf und gehe am Strand laufen. Das ist auch eine gute Gelegenheit um die Insel, bzw die nähere Umgebung rund um mein Hostel ein bisschen genauer zu erkunden.
Der Strand ist so früh am Morgen fast menschenleer. Nur ein paar andere Jogger und asiatische Toursiten die zum Sonnenaufgang ihre Selfies schießen begegnen mir. Am Ende des Strands biege ich zurück auf die quasi Hauptstraße (bzw die "Strandpromenade"), die parallel dahinter verläuft. Ein paar Standln sind gerade dabei aufzusperren und bereiten sich auf die Touristen vor. Die meisten Malaysier sitzen aber noch gemütlich neben der Straße an Plastiktischen bei ihrem Frühstück.
Irgendwann mündet die Hauptstraße in eine größere Straße. Diese führt um die Insel. Die Bundesstraße, quasi. Ich drehe um und bemerke einen Affen ganz oben am Laternenmast sitzen, der alles beobachtet und sich wahrscheinlich gerade überlegt wo es am besten was zu holen gibt.






Langkawi Basics und Organisatorisches
Langkawi liegt ganz im Norden von Malaysien, an der Westküste. Aufgrund der Nähe zur thailändischen Grenze und beliebten thailändischen Touristen Inseln (wie zB Koh Lipe, das mit dem Boot von Langkawi aus innerhalb von ein bis zwei Stunden locker zu erreichen ist) fühlt sich die Insel eigentlich noch bisschen mehr nach Thailand als nach Malaysien an. Außerdem ist Langkawi seit den späten 1980er Jahren eine "tax-free" Zone. Das wurde eingeführt um den Tourismus zu promoten, und (ich nehme mal an) mit den günstigen und nahen thailändischen Insel Konkurrenten mithalten zu können. So ist zum Beispiel Alkohol (im speziellen Bier) auf Langkawi noch vergleichsweise günstig. Weil eben steuerfrei.
The malaysian beer situation
Nicht zu unterschätzen: Da Malaysien (obwohl ethnisch sowie religiös sehr durchgemischt) offiziell den Islam als Staatsrelion führt ist Alkohol überall im Land vergleichsweise teuer und manchmal auch realativ schwer zu bekommen.
In Restaurants wird kein Alkohol ausgeschenkt und es ist auch nicht gerne gesehen wenn öffentlich Alkohol konsumiert wird. Wobei dazuzusagen ist das die Malaysier generell sehr offen und locker sind. Auch Dingen gegenüber die sie persönlich vielleicht nicht gutheißen, oder verstehen.
Bezüglich teuer: Zwar ist in Malaysien generell das Preisniveau niedriger als in Österreich/Europa, verglichen mit aber zum Beispiel Nahrungsmittel ist ein Bier wirklich teuer. Kann durchaus sein das man für ein großes Bier im Supermarkt das doppelte bis dreifache zahlt wie für ein zweigängiges Abendessen mit Saft dazu.
Ich hol mir bei einem lokalen Straßen "Restaurant" (ist eigentlich nur ein kleines Standl in einer Hütte am Straßenrand) ein Frühstück (Nasi Lemak) mit Tee dazu und setze mich auf einem Plastiksessel in die Sonne. Schattenplätze sind von den Locals schon besetzt. Obwohl die Sonne noch nicht wirklich hoch steht, brennt es schon ordentlich herunter. Die scharfe Sauce über meinem Reis trägt das Übrige zum Schweißausbruch bei. Schnell aufessen und schaun, dass ich in den Schatten komme.
Ich überlege mir was ich heute alles vor hab. Ist ja auch mein erster voller Tag in Malaysien generell, und es stehen diverse organisatorische Erledigungen an:
Eine lokale Sim Karte mit ausreichend Datenvolumen checken (wichtig zum Arbeiten, damit ich mir "mein eigenes Internet" machen kann), meine Umsatzsteuervoranmeldung fürs Finanzamt muss ich auch noch unbedingt einreichen, einen zweiten UK Steckdosenadapter brauch ich noch zusätzlich zu meinem Universal Reiseadapter, und noch ein paar andere Dinge die mir gerade nicht einfallen. Das wird ein geschäftiger Tag werden.
Nach meinen Erledigungen (Yeah, ich freu mich sehr über meine malaysische Sim Karte. 30 Tage unlimitiertes Internet für umgerechnet ca 8 Euro) bin ich auf der Suche nach einem gemütlichen Platzerl zum Arbeiten. Ich werde auf ein kleines Cafe aufmerksam, das gleich am Ende der Straße meines Hostels liegt.
Es ist später Vormittag. Als ich vorbei spaziere spielt es gerade Led Zeppelin - Going To California. Da kann ich natürlich nichtmehr vorbei gehen. Ich such mir einen Platz und der Besitzer lächelt mich an. Ich zeig ihm den, auf der letztjährigen Asien Reise, (sehr schlecht) aufgenähten Led Zeppelin Patch auf meinem Bauchtascherl (beides von David und Chiara bekommen, aber genäht hab ichs in einer tagelangen Action in Laos selbst. Mein ganzer Stolz).
Er freut sich und lässt das Led Zepplin IV Album mir und dem Bauchtascherl zu Ehren gleich komplett durchlaufen. Ich frag ihn ob ich hier sitzen und mit meinem Laptop arbeiten darf. Er sagt "Make yourself a home". Wir verstehen uns sofort.


Batik Village days
Das Cafe ist eigentlich auch ein Guesthouse und heißt Batik Village. Bis zum frühen Nachmittag hat es auch unter dem Namen "The Breakfast Bar" geöffnet und es gibt - nona - Frühstück, Tee und Kaffee. Betrieben wird es von Mino (mit dem ich über Led Zeppelin gesprochen habe) und Zul. Beide sind von Langkawi. Zul ist ein Künstler und arbeitet gerade an einem kleineren Ton Modell für eine Skulptur die er später aus einem zwei Meter hohen Marmor Block schlagen will.
Am ersten Tag dort lerne ich auch Marcus (einen Briten, Mitte 40, der schon seit über einer Woche dort wohnt) und Yuko (eine 38 jährige Japanerin die ab Morgen für ein paar Wochen bei Mino und Zul halbtags mit arbeiten wird und dafür dort gratis schlafen und essen kann) kennen. Beide sind mir ebenfalls gleich sehr sympathisch und wir verstehen uns auf Anhieb super.
Marcus hat sich auf der Reise in eine Russin verliebt die mittlerweile aber weiter reisen musste, und die er jetzt vermisst. Außerdem hat er eine Infektion im linken Ohr, die er mit irgendwelchen Tropfen vom lokalen Doktor behandelt und ausheilen lassen möchte.
(Tage später, als Marcus auf mein Drängen hin endlich ins Krankenhaus geht und sich sein Ohr anschauen lässt wird sich herausstellen das durch die Infektion im Ohr sein linkes Trommelfell beschädigt wurde. Er hat 80% Hörvermögen auf diesem Ohr verloren. Das wird sich auch nichtmehr regenerieren können. Der Arme. Erinnert mich gleich wieder daran nach dem Baden im Meer, oder Duschen unter suspektem Wasser aus der Leitung die Ohren immer schön trocken und sauber zu halten.)
Obwohl ich nicht im Batik Village Guesthouse untergebracht bin (ich habe in meinem Hostel schon das Bett für ein paar Tage im voraus bezahlt) verbringe ich die meiste Zeit dort. Mino hat mir gesagt dass das Ok ist. Ich darf - auch wenn die Breakfast Bar geschlossen ist - dort sitzen und arbeiten.
Ich tratsche viel mit Marcus und wir schauen Yuko beim Arbeiten zu und machen blöde Witzerl, auf die sie wegen ihrer netten und sich alles sehr zu Herzen nehmenden Art immer wieder hereinfällt.
Freitags hat die Breakfast Bar geschlossen, da für die Muslime ein Feiertag (wie für uns der Sonntag), und Mino in die Moschee geht. Ich sitze wie immer trotzdem dort herum und nachdem Mino wieder zurück ist lädt er uns alle zum Essen ein und kocht für uns.
Minos Familie ist auch total nett. Sein Bub ist noch sehr klein (zwei Jahre alt), aber er interessiert sich sehr für meinen Computer. Ich mache einen Texteditor auf und lass ihn auf der Tastatur herumdrücken. Es gefällt ihm sehr. Vielleicht wird er auch einmal ein Programmierer werden.
Mino's Tochter ist schon 6 Jahre alt und spricht - wie eigentlich alle Malaysier und besonders die Kinder - schon sehr gut Englisch. Sie zeigt mir ihr fliegendes (Stofftier) Einhorn, das sie immer dabei hat, und wir spielen gemeinsam. Ich erzähle ihr auch von Ida, Dora und Oscar und wie sehr ich sie vermisse.






So verfliegen die Tage auf Langkawi. Am Vormittag und während der Gluthitze rund um die Mittagszeit sitze ich bei Mino, Marcus und Yuko und arbeite, bzw tratsche mit ihnen. Am späten Nachmittag dann meistens zum Strand, herumliegen und lesen. Abends dann ein bisschen herumspazieren, was zu Essen holen und manchmal mit Marcus oder Leuten von meinem Hostel ein Bier trinken.
Heute gerade wiedermal Stefan Zweig - Der Amokläufer durchgelesen. Bringt mich zum Nachdenken über die Kolonialzeit der Briten in Indien und was die (gemeinsam mit den Holländern, Portugiesen, usw...) eigentlich hier in Südostasien überall gesucht haben. Gewürze, meint Marcus. Und Gold natürlich, vermute ich.
Exkurs: Stefan Zweig - Der Amokläufer
Auf einem Überseedampfer von Kalkutta nach Neapel trifft der Erzähler auf einen deutschen Arzt, der jahrelang in Indien in einer britischen Kolonie stationiert war. Der Arzt vertraut ihm in weiterer Folge seine Geschichte an und erzählt weshlab er jetzt aus Indien flüchten muss.
Es geht um Hochmut, Stolz und Besessenheit und endet natürlich tragisch. Alles mit einer starken psychologischen Komponente dabei. Freud (mit dem Zweig ja befreundet war) lässt grüßen.Auch eine meiner Lieblingsnovellen von Zweig. Also erstens einmal faszinieren mich einfach Geschichten die auf einem Schiff spielen. Dann finde ich aber neben der eigentlichen Handlung besonders interessant das man am Rande auch bisschen erahnen kann und mitbekommt wie die Europäer über die Einwohner der kolonialisierten Länder gedacht - und gesprochen - haben. Menschen zweiter Klasse nichts dagegen.
Nachts am Foodmarket
Eine Italienerin die bei Sammy und seiner Freundin (den Zweien gehört das Hostel in dem ich schlafe) im Hostel arbeitet erzählt mir von einem lokalen Foodmarket auf Langkawi. Jeden Donnerstag Nachts ist der, weiter im Insel Inneren. Bauern der Insel verkaufen dort ihr Zeug. Da ich sehr interessiert bin zeigt sie mir auch gleich einen Abschneider über einen Schleichweg der genau bis zu der kleinen Siedlung mit dem Markt führt.
Den Nachmittag verbringe ich wie meistens am Strand. Seit dem Frühstück hab ich bis auf zwei Mangos nichts gegessen. Ich habe schon Hunger und freu mich auf den Foodmarket.
Nach dem Sonnenuntergang mach ich mich auf den Weg zum Markt. Am Weg dorthin kommen mir schon die ersten Leute mit allem möglichem Zeug zu Essen in den Händen entgegen. Ich spüre wie mein Magen knurrt und beschleunige meinen Schritt.
Beim Foodmarket angekommen bin ich überrascht wie unglaublich billig alles ist. Die meisten Gerichte kosten 1 bis maximal 3 Ringgit. Also ca 50 Cent oder so. So eine gute Qualität, so billig hab ich eigentlich noch auf keinem Foodmarket in Asien gesehen.
Da ich schon sehr hungrig bin und alles so gut riecht verfalle ich gleich ab dem ersten Standl in einen Fressflash der Sonderklasse. Langsam arbeite ich mich essend von Standl zu Standl.
Chicken am Spieß? Lamm? "Yes, please!". "Spicy?" - "Sure!". Eine Schüssel Nudeln mit allem möglichem drinnen, ein kleiner Lamm Burger, Nasi Goreng Ayam gleich zweimal von unterschiedlichen Standlern. Zwischendurch so eine Art gefüllter süßer Krapfen, zum bissl auflockern.
Ich esse im Stehen, mit den Händen und durch die Standl schlendernd vor mich hin. Während ich eine Speise fertig esse bestell ich schon wieder die Nächste. Bis ich bemkere wieviel ich eigentlich schon gegessen habe ist es schon zu spät. Binnen kürzester Zeit hab ich vier Hauptspeisen gegessen. Dazu einen ganzen Haufen kleinerer "Snacks".
Zwei Reisgerichte trage ich sogar noch mit mir herum (Ok, die werd ich dann Morgen zum Frühstück essen).
Plötzlich bin ich knallvoll, und werde gefühlt laufend immer voller. Ich glaube ich zerplatze gleich. Mit letzer Kraft schaff ich es noch mir einen Becher (iced) Coffee zu holen, damit ich nicht auf der Stelle umfalle und einschlafe.
Ich mach mir ernsthaft Sorgen ob ich es noch zurück zum Hostel schaffe. Den Rückweg über den Schleichweg torkle ich mit Stirnlampe halb Schlafend vor mich hin. Ans Zähneputzen und ins Bett legen erinnere ich mich kaum noch. Es ist gerade mal 10 Uhr Abends. Ich schlafe sofort ein.








A sad goodbye
Ich sitze mit Marcus und Yuko im Batik Village bei einer Tasse Tea Tarek (Schwarztee mit malaysischer Condensed Milk. Schmeckt ein bisschen wie Chai Tea). Wir sprechen über unsere nächsten Destinationen und Reisepläne generell.
Plötzlich realisiere ich das ich schon eine Woche auf Langkawi bin. Eigentlich hatte ich nur einen kurzen Aufenthalt geplant. Drei, vieleicht vier Tage.
Das macht mich auf einmal nervös. Marcus zum Beispiel pickt schon fast drei Wochen hier fest. Ich habe nichts dagegen an einem Ort an dem es mir gefällt längere Zeit picken zu bleiben. Aber das ist ja erst der Beginn meiner Reise. Quasi meine erste Destination. Vom "echten Malaysien" habe ich noch fast nichts gesehen. Eigentlich kenne ich nur den Strand hier vor meinem Hostel, Mino's Guesthouse, die vier, fünf Restaurants zu denen ich regelmäßig gehe, mein Frühstücksstandl, und die Mango Frau.
Außderdem hab ich ja auch noch einen weiten Weg vor mir, wenn ich wirklich bis nach Indonesien runter reisen will. Sollte am Rückweg noch Zeit bleiben kann ich ja wieder hier in Langkawi vorbeischauen.
Marcus und Yuko versuchen mich zu überzeugen wenigstens noch das Wochenede abzuwarten. Ich bleibe bei meiner spontan gefassten Entscheidung und marschiere gleich am Nachmittag zu einem Ticket Counter um mir ein Boot Ticket auf die nächste Insel in südlicher Richtung, Penang, zu kaufen.
Den letzten Abend sitze ich mit Yuko am Strand. Wir tratschen, verstehen uns echt gut und sprechen darüber wie schwer es sein wird sich zu Verabschieden. Yuko ist eigentlich am Weg Richtung Thailand hinauf. Wir reisen also in komplett unterschiedliche Richtungen. Wir machen uns aus in Kontakt zu bleiben. Wir können uns ja gegenseitig Reistipps geben (sie war auch schon in Indonesien). Trotzdem ist die Stimmung gedrückt.
Wir holen uns noch was zu Abendessen und trinken zwei Bier. Danach spaziere ich zurück zum Hostel.
Es ist mein letzter Morgen auf Langkawi. Ich stehe früh auf, packe meinen Rucksack und spaziere vor zu Mino. Um 09:00 Uhr soll ich von einem Shuttle abgeholt werden, das mich wieder zurück zum Jetty (der Bootsanlegestelle) bringt. Ich hab das Shuttle gleich direkt zu Mino bestellt, damit ich davor noch in Ruhe frühstücken und mich von allen verabschieden kann.
Das "Shuttle" ist eigentlich das malaysische Mädel bei der ich mir das Boot Ticket gekauft habe selbst. Sie kommt mit ihrem aufegmotzten und bissl proletig hergerichteten kleinen Suzuki Swift mich abholen. Sie ist zu früh drann und setzt sich auch noch zu uns dazu.
Mino, seine Frau, Zul, Marcus und Yuko sind alle schon auf und da um mir Lebwohl zu sagen. Es ist bisschen traurig. Ich verspreche Mino wieder bei ihm Vorbeizuschauen wenn ich in der Gegend bin. Mit Marcus und Yuko mache ich aus mich zu melden wenn ich in England, bzw einmal in Japan bin und biete ihnen auch an jederzeit bei mir unterkommen zu können wenn sie mal in Österreich sind.
Ein paar Umarmungen später sitz ich schon im Prolo Swift zum Jetty. Das Mädel erzählt von ihrem Job im Tourismus und weshalb sich Langkawi von anderen Destinationen in Malaysien unterscheidet.
Obwohl sie sehr nett und das Gespräch interessant ist bin ich nur halb bei der Sache. Ich schau beim Fenster hinaus und bin bisschen traurig. Irgendwas in mir sagt mir das es ein Fehler ist jetzt schon zu gehen. Zu spät.
Eine Stunde später steige ich auf ein Speedboot das mich von Langkawi direkt nach Penang bringt.