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Chapter 2: Von Bangkok nach Langkawi

Stefan • January 14, 2019

sea-2019

Abreisetag. Endlich geht es los, von Bangkok als ersten Schritt einmal mit dem Zug bis nach Pedang Besar. Das ist eine Grenzstadt zwischen Thailand und Malaysien. Die Stadt ist zweigeteilt, mit einem thailändischen und einem malaysischen Teil.
Soweit meine Recherche ergeben hat kann ich von Pedang Besar umsteigen in das malaysische Zugnetz und sollte von dort mit einem weiteren Zug bis nach Arau (einer kleineren Stadt im Norden Malaysiens) fahren können. Von Arau weiter bin ich mir noch nicht sicher. Irgendwie möchte ich zur Westküste kommen. Von dort sollte ein Boot auf die Insel Langkawi fahren.

Soweit einmal der Plan. Mein Zug von Bangkok fährt erst um 15:30 Uhr, also noch genug Zeit. Da ich den Weg zum Hua Lamphang Bahnhof mit den zwei Metro Linien ja schon kenne (und vor ein paar Tagen zum Ticket kaufen ja auch nochmal quasi getestet habe) plane ich für die Anreise zum Bahnhof ca 40 Minuten ein. Das sollte noch genügend Zeit lassen, um Reisproviant zu checken und vl noch eine Kleinigkeit zu essen bevor es los geht.

Also genug Zeit noch. Ich Frühstücke im Hostel, packe meine Sachen und checke aus. Bis ich mich auf den Weg mache bleibe ich noch im Hostel sitzen und arbeite ein bisschen.
Gegen 14:00 Uhr mach ich mich also in meinem Reisesetup (Großer Rucksack, plus kleiner Rucksack vorne dazu geschnallt) auf den Weg. Kaum das Hostel verlassen treffe ich auf Moritz der im Cafe nebenan sitzt. Eh noch immer Zeit genug, also schau ich kurz hinein um mich zu verabschieden. Esse noch eine Kleinigkeit und tratsche mit Moritz. Plötzlich schau ich auf die Uhr, schon kurz nach halb 3. Ok, jetzt sollt ich mich langsam beeilen. Ich verabschiede mich von Moritz und marschiere im schnellen Schritt zur ersten Metro Linie.

Während ich auf die Metro warte check ich nochmal mein Zugticket. Zugnummer, Ankunftszeit und Destination, passt alles. Aber wieso steht da als Abfahrtszeit 15:10 Uhr? Ich check nochmal meinen Fahrplan, dort steht 15:30. Verdammt. Panik erfasst mich kurz. Wenn 15:10 als Abfahrtszeit wirklich stimmt wird das verdammt knapp. Die erste Metro kommt, ich steige ein und fahre zwei Stationen bis zum Umsteigen in die zweite Metro. Das Problem: Ich muss mir für diese Linie wieder ein extra Ticket kaufen.
Im Laufschritt mit vollem Gepäck durch die Menschenmenge durch. Es ist wie immer extrem heiß. Und wieso ist so verdammt viel los? Ich laufe zu den Ticketautomaten. Volle Schlange. Weiter zu den nächsten Automaten. Noch längere Schlange. Wieder zurück zur ersten Schlange und anstellen. Ich bin sehr unruhig und schwitze aufs Ärgste. Alles ist bereits durchgeschwitzt. Knapp vor mir eine Gruppe japanischer Touristen, blockieren alle drei Automaten und beraten gemütlich welches Ticket sie sich kaufen sollen. "Oh, come on guys!", entfährt es mir. Ich werd schon orendtlich grantig und zappelig. Endlich schleichen sich die Japaner von den Automaten weg und ich kann hin. Automaten von Thai auf Englisch stellen, Station auswählen, Geld rein, Ticket nehmen und im Vollsprint durch die Station, runter zu den Gleisen.
Ich komm runter und die Metro fährt mir genau vor der Nase weg. "Blöde Penner bei den Automaten", denk ich mir nochmal. Ich checke wieder das Zugticket. Wirklich 15:10. Es ist kurz vor 3. Das wird sich nichtmehr ausgehen...
Endlich kommt die nächste Metro. Ich steig ein, drinnen extrem kalt runter klimatisiert und ich schwitze wie ein Schwein. Die paar Stationen Fahrt bis zum Bahnhof zaht sich gefühlt ewig. Endlich in der Station Hua Lamphang angekommen. Kurz bevor die vollautomatische Türe aufgeht check ich nochmal die Uhrzeit. 15:10 Uhr. Die Türe öffnet sich und sprinte sofort los. Im vollen Lauf durch die komplette Station. Den richtigen Ausgang weiß ich zum Glück schon. Die Rolltreppe ist voller Leute, ich laufe daneben die Stiegen hinauf. Es ist sofort wieder sehr heiß. Im Sprint durch die Bahnhofshalle, rufe rechtzeitig irgendwas um die Leute vor mir beiseite zu scheuchen. Keine Zeit um auf die Anzeigetafel zu schauen von welchem Gleis mein Zug eigentlich abfährt.

Hinaus zu den Bahnsteigen. Nur noch zwei Züge stehen da, ich laufe zum Erstbesten hin. "Pedang Besar? Pedang Besar?", rufe ich schon von weitem dem Thai zu der vorm Zug steht. Er antwortet irgendwas, ich verstehe darunter nur "No" und während er noch freundlich irgendwas nachfragt und mir helfen will laufe ich schon weiter zum zweiten, hintersten Zug. Zum höflich sein bleibt keine Zeit mehr.
Quer über die letzten zwei Gleise, ein Thai Schaffner der weiter vorne gerade in den Zug einsteigen will sieht mich noch. "Pedang Besar?", rufe ich ihm zu. "Yes", schreit er zurück. Ich sprinte noch einmal die letzten Meter und springe ganz hinten auf den Zug auf. Kaum stehe ich am Trittbrett rollt der Zug an. Wahnsinn. Wie im Film, denk ich mir.


Zugfahrt nach Pedang Besar

Geschafft! Ich schwitze aus allen Poren, aber bin super happy. Ganz hinten im Zug, wo ich eingestiegen bin, befindet sich die dritte Klasse. Nur rudimentäre Sitze, alle Fenster sind offen, es ist sehr heiß. Viele Thailänder sitzen herinnen und haben schon ihr Zeug überall ausgebreitet.
Mein Sitz ist irgendwo ganz vorne im Zug, bei den Wagons der besseren Klassen. Mit meinem großen Rucksack zwänge ich mich durch die engen Wagons, an den Locals vorbei. Alle grinsen mich überrascht, aber sehr freundlich an. Ich grinse zurück und lache. Wirklich witzig eigentlich.
Aufpassen beim Wechsel zwischen den Wagons. Es ist laut, heiß und alle Türen rechts und links sind während der Fahrt immer offen. Also nicht rausstolpern wenn der Zug gerade wieder ordentlich hin- und her pendelt.
In meinem Wagon ist es angenehm klimatisiert. Ich finde meinen Sitzplatz, ein freundlich grinsender Malaysier sitzt mir gegenüber. Ich richte mich ein bissl ein, verstaue meinen Rucksack, hole meine Bücher raus. Alles leiwand!

Während der Fahrt steigen thailändische Frauen für eine Station zu, gehen durch die Wagons und verkaufen alles mögliche Zeug zu Essen und Trinken. Ich kaufe mir zweimal gebratene Nudeln mit irgendwas und genieße die Fahrt. 20 Stunden soll sie dauern, bis ich in Pedang Besar ankomme. Die Landschaft zieht an mir vorbei. Städte, Dörfer, Flüße, Dschungel. Es ist so abwechslungsreich das ich nur wenig zum Lesen komme. Hin und wieder spaziere ich bisschen durch die Wagons, oder stelle mich zu den offenen Türen, um hinaus zu schauen.
Gegen 19:00 Uhr gehen die Schaffner durch und klappen die Sitze in zwei übereinander liegende Betten um, überziehen Pölster und Decken frisch und hängen kleine Vorhänge zum Gang hin auf. Ich habe das obere Bett. Es ist sehr gemütlich. Nach dem Zähneputzen schlafe ich zum gleichmäßigen rattern des Zuges gleich ein. Irgendwann mitten in der Nacht erwache ich wieder. Ich gehe durch den Wagon, alle schlafen, und stelle mich ein bisschen zur offenen Türe zwischen den Wagons und schaue in die warme Nacht hinaus.
Zurück ins Bett, und zum Einschlafen höre ich mir wiedermal das Hörbuch zu Roald Amundsen & Robert Scott's Wettlauf zum Pol an. Das Ende lässt mich immer ein bisschen erschaudern.
Ich schlafe wieder ein.

Exkurs: Der Wettlauf zum Pol

1911 treten zwei Expeditionen an um als erste Menschen den geographischen Südpol zu erreichen.
Während die Gruppe rund um den Norweger Roald Amundsen den Pol (eigentlich relativ unkompliziert) am 14.12.1911 erreicht, und es danach wieder sicher zurück nach Hause schafft, erfrieren der Brite Robert Scott und seine Expeditionsgruppe am Rückweg vom Pol (den sie zuvor knapp ein Monat nach Amundsen erreicht hatten).

Später werden Scott's Tagebücher gefunden. Sein letzter Eintrag:
"Um Gottes willen - sorgt für unsere Hinterbliebenen."


Von Pedang Besar nach Arau

In der Früh gehen wieder die Schaffner durch die Wagons und klappen die Betten zurück zu normalen Sitzen. Ich werde durch die Klappgeräusche munter und fühle mich perfekt ausgeschlafen. Es ist ca 07:00 Uhr Früh, in ein paar Stunden werden wir in Pedang Besar ankommen.
Ich komme mit dem Malaysier der bei mir sitzt ins Gespräch. Er heißt Tajudin und ist super nett. Er war beruflich in Bangkok, lebt aber eigentlich in Arau. Er fragt mich woher ich komme und was ich so mache. Er kennt sich natürlich super aus in Malaysien und bietet mir an mit ihm gemeinsam bis nach Arau weiter zu reisen. Optimal, ich war mir eh nicht sicher wie es nach Pedang Besar genau weiter geht.

In Pedang Besar angekommen folge ich Tajudin durch den Bahnhof, gleich zum Grenzübergang (der eigentlich auch im Bahnhofsgebäude ist). Thailand raus, Malaysien rein. Der Malaysische Immigration Officer befragt mich kurz wo ich hin will, woher ich komme und was meine Pläne sind. "I'll give you 30 days", sagt er lächelnd zu mir, haut mir den Stempel in den Pass und schon hab ich ohne Komplikationen 30 Tage Aufenthaltsvisa für Malaysien (mit der Option das Visa nochmals 30 Tage im Land zu verlängern).
Hinter der Grenze wartet schon Tajudin und sagt mir das wir uns beeilen sollen, der Zug nach Arau fährt in 10 Minuten ab. Ich kaufe mir ein Ticket (zum Glück hatte ich zuvor im Zug schon die restlichen Thai Baht in malaysische Ringgit gewechselt, bei einem Typen der durchging) und steige mit Tajudin in den Zug ein.
Der Zug ist sehr modern. Viele Malaysier drinnen die wahrscheinlich gerade zur Arbeit fahren. Ich tratsche mit Tajudin und eine knappe Stunde später sind wir schon in Arau.


Arau

Der Bahnhof in Arau ist ebenfalls voll modern, aber irgendwo in der Pampa. Ich gehe mit Tajudin hinaus und wir spazieren die Straße entlang ein bisschen nach vorne, zu einem kleinen Essensstandl an der Straße. Tajudin fragt mich ob ich was essen will. Aufjedenfall! Er bestellt mir ein traditionelles malaysisches Frühstück. Reis mit scharfer Souce, irgendwelchen getrockneten Fischteilen und so eine Art Erdnüsse drinnen. Dazu ein hartes Ei und bissl Grünzeug. Später erfahre ich das dieses Gericht Nasi Lemak heißt. Es wird mich die nächsten Wochen begleiten und zu einem meiner absoluten Lieblingsfrühstücke werden.

Tajudin erklärt mir das es am Besten ist mit dem Taxi die halbe Stunde zur Küste zu fahren und beschreibt mir wo ich mir dann ein Ticket für das Boot nach Langkawi kaufen kann.
Dann ist es Zeit Abschied zu nehmen. Tajudin ruft mir noch ein Taxi, wir wünschen uns alles Gute und verabschieden uns. Ich steig ins Taxi ein und fahre zum "Jetty" (die Bootsanlegestelle an der Küste).


Ankunft auf Langkawi

Während ich mit meinem bereits gekauftem Ticket am Jetty warte spricht mich ein malaysischer Vater an der mit seiner Familie auch nach Langkawi zum Urlaub machen fährt. Kurzer Smalltalk, auch er ist total nett. Erster Eindruck von Malaysien soweit sehr gut. Ich bin happy und freue mich auf die Bootsfahrt.

Ca eine Stunde im Schnellboot später komme ich auf Langkawi an. Ich check mir ein Taxi und erkläre dem Taxler wo mein Guesthouse ist. Er ist selbst nicht von Langkawi, kommt nur zum arbeiten her. Ich habe den Eindruck er kennt sich selbst auch nicht wirklich auf der Insel aus, also navigiere ich ihn mithilfe von Google Maps zu meinem Guesthouse, das ich ein paar Tage zuvor online gebucht habe.
Der Taxler ist auch lustig, fragt mich ob er eh im Auto rauchen darf und tschickt eine nach der anderen. Ich bitte ihn das wir noch kurz bei irgendeiner Geldwechselstube stehen bleiben und wechsle ein paar hundert Euro in Ringgit um.

Eine halbe Stunde später bin ich bei meinem Guesthouse, das eigentlich auch ein Hostel ist. Die Straße davor ist nicht asphaltiert (so wie die meisten Straßen auf Langkawi), es laufen ein paar Hendl herum, die Sonne scheint und ich fühle mich irgendwie sofort zuhause.

Mein Guesthouse in Langkawi Mein Guesthouse in Langkawi (rechts mit den Paletten davor)

Happy Birthday, David!